Bezahlung
Thread poster: Laura311
Laura311
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Apr 16, 2020

Hallo an Alle,

Ich bin staatl. geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch/Deutsch mit Zweitsprache Französisch und dem Fachgebiet Wirtschaft. Ich studiere zurzeit italienische und französische Philologie und möchte mir zusätzlich als freiberufliche Übersetzerin etwas aufbauen. Da ich seit meinem Abschluss vor einem Jahr bisher nur als Werkstudentin in der Technischen Dokumentation gearbeitet habe (als Übersetzerin/Terminologien), weiß ich nicht, was ich bei einer
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Hallo an Alle,

Ich bin staatl. geprüfte Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch/Deutsch mit Zweitsprache Französisch und dem Fachgebiet Wirtschaft. Ich studiere zurzeit italienische und französische Philologie und möchte mir zusätzlich als freiberufliche Übersetzerin etwas aufbauen. Da ich seit meinem Abschluss vor einem Jahr bisher nur als Werkstudentin in der Technischen Dokumentation gearbeitet habe (als Übersetzerin/Terminologien), weiß ich nicht, was ich bei einer Bewerbung als freiberufliche Übersetzerin angeben kann.

Daher meine Fragen an Euch:

Was kann man in Deutschland als Übersetzerin für Englisch/Französisch

a) pro Wort bei Übersetzungen
b) pro Wort bei Korrekturlesen
c) in der Stunde

verlangen?


Ich bedanke mich schon einmal für Eure Hilfe.

Viele Grüße
Laura
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Kay-Viktor Stegemann
Kay-Viktor Stegemann
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Bewerbung? Apr 16, 2020

Hallo Laura,

eine "Bewerbung" schreibst du, wenn du dich für eine feste Stelle bewirbst. Als freiberufliche Übersetzerin bewirbst du dich nicht (bei wem auch), sondern schreibst ggf. Angebote an Endkunden oder Agenturen.

Auch die Frage, "was kann man in Deutschland verlangen" ist nicht ganz richtig gestellt. Dein Markt ist die ganze Welt, und du solltest deine Leistungen auch weltweit anbieten. In Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum sitzen vielleicht die Leser,
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Hallo Laura,

eine "Bewerbung" schreibst du, wenn du dich für eine feste Stelle bewirbst. Als freiberufliche Übersetzerin bewirbst du dich nicht (bei wem auch), sondern schreibst ggf. Angebote an Endkunden oder Agenturen.

Auch die Frage, "was kann man in Deutschland verlangen" ist nicht ganz richtig gestellt. Dein Markt ist die ganze Welt, und du solltest deine Leistungen auch weltweit anbieten. In Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum sitzen vielleicht die Leser, die von dir übersetzte Texte lesen, aber die Auftraggeber, die dich bezahlen (ob direkt oder indirekt über eine Agentur) sitzen zum allergrößten Teil im Ausland, davon die meisten auch auf anderen Kontinenten. Kunden findest du nicht vor der Tür, sondern da draußen irgendwo.

Zu den Preisen: die Spanne ist riesig. Eine grobe Vorstellung kannst du dir bei Proz unter "Community Rates" verschaffen (https://search.proz.com/?sp=pfe/rates), aber das sind nur Durchschnittswerte von Selbstauskünften. Wie der Markt wirklich aussieht, weiß im Detail niemand. Als deutsche Muttersprachlerin hast du einen wichtigen Vorteil im Vergleich zu anderen Sprachpaaren: du musst nicht mit Übersetzern aus Billiglohnländern konkurrieren, wie es z. B. mit Englisch, Französisch oder Spanisch als Zielsprache der Fall wäre.

Meine Vorstellung vom Übersetzungsmarkt sieht ungefähr so aus (ich habe aber noch keine Statistik dafür gefälscht): es gibt einen Billigmarkt, bei dem Übersetzungen für bis zu 5 Cent pro Wort (und auch gern mal für 1 Cent) gemacht werden. Das bedeutet Arbeiten bis zum Umfallen für lausige Bezahlung, insbesondere wenn man mitteleuropäische Lebenshaltungskosten hat. Aber diesen Markt gibt es und du wirst solchen Preisvorstellungen begegnen, und viele Amateure und Nebenberufler tummeln sich darin. Dann gibt es einen Massenmarkt mit Preisen von 6 bis 9 Cent pro Wort. Das sind Preise, die dir viele Agenturen zunächst einmal anbieten werden. Ich habe als Seiteneinsteiger anfangs für diese Preise gearbeitet. Ob du das auch tust, liegt bei dir. Meist ist es schwierig, bei einer Agentur später höhere Preise durchzusetzen, wenn man mit so einem Preisniveau angefangen hat, aber wenn du gut bist und gebraucht wirst, geht es. Und schließlich gibt es das, was ich als "Profi-Markt" oder spezialisierten Markt bezeichnen würde, und das ist einfach alles mit zweistelligen Wortpreisen, nach oben offen. Wenn du für Direktkunden arbeitest, solltest du das anstreben, und auch bei Agenturen kann man solche Preise bekommen, insbesondere mit einer gefragten Spezialisierung. Viel Erfolg.
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Camila Fernández
 
Laura311
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TOPIC STARTER
Danke! Apr 16, 2020

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben ausführlich auf meine Fragen zu antworten! Ihre Antwort hilft mir wirklich sehr weiter und bestätigt mich in meiner bisherigen Annahme vom Marktpreis.
Was für mich fast am schwierigsten ist, ist zu beurteilen, was eine Korrektur kosten würde. Denn das hängt ja denk ich auch sehr stark davon ab, wie gut der Text ist, ob es nur kleine Fehler sind, die man korrigieren muss oder ob der ganze Text nocheinmal von neu geschrieben werden muss
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Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben ausführlich auf meine Fragen zu antworten! Ihre Antwort hilft mir wirklich sehr weiter und bestätigt mich in meiner bisherigen Annahme vom Marktpreis.
Was für mich fast am schwierigsten ist, ist zu beurteilen, was eine Korrektur kosten würde. Denn das hängt ja denk ich auch sehr stark davon ab, wie gut der Text ist, ob es nur kleine Fehler sind, die man korrigieren muss oder ob der ganze Text nocheinmal von neu geschrieben werden muss... Könnten Sie mir hierzu noch etwas sagen?

Vielen Dank,
Laura
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A. & S. Witte
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Antwort auf Kay-Viktors Post Apr 16, 2020

Kay-Viktor Stegemann wrote:

Hallo Laura,

Und schließlich gibt es das, was ich als "Profi-Markt" oder spezialisierten Markt bezeichnen würde, und das ist einfach alles mit zweistelligen Wortpreisen, nach oben offen. Wenn du für Direktkunden arbeitest, solltest du das anstreben, und auch bei Agenturen kann man solche Preise bekommen, insbesondere mit einer gefragten Spezialisierung. Viel Erfolg.


Hallo Laura,

es ist alles ein weites Feld. Mal sagen, am besten ist immer, sich selbst seinen eigenen Teil zu denken, da die Lebens- und Arbeitsansätze und Fähigkeiten der einzelnen Übersetzer sich doch sehr stark unterscheiden und kein "Erfahrungsgedanke" eines einzelnen, respektierten, geschätzten, erfahrenen Kollegen auf die Lebens- und Arbeitssituation und die Fähigkeiten irgendeines anderen Kollegen übertragbar ist. Tu das, was sich für Dich nach wirklich tiefgründigem Reflektieren über Dich selbst, Deine Fähigkeiten, und das, was Du über unsere Branche weißt und bereits gelernt hast, richtig anfühlt, im Abgleich mit einer kurzen, aber in ihrer Bedeutung weder zu unter- noch zu überschätzenden Marktschau (siehe Link bei Kay-Viktor, siehe das ProZ.com Job Board, siehe das Übersetzerinternet allgemein, siehe die internen Foren der Übersetzer wie mein.bdue.de), handele 1,5 Jahre lang sowohl konsequent als auch situations- und realitätsadjustiert danach und überarbeite Deine Entscheidung nach 1,5 Jahren nochmal anhand einer sehr gründlichen Rückschau, was wie gelaufen ist und was Du 1,5 Jahre später für Dich und in geringerem Maße auch für die Branche möchtest. Lies dabei ruhig auch mal ein Buch über allgemeine wirtschaftliche Zusammenhänge wie die Angebot-Nachfrage-Preis-Beziehung bei Waren und Dienstleistungen.

Grüße.

[Edited at 2020-04-16 10:55 GMT]


 
Kay-Viktor Stegemann
Kay-Viktor Stegemann
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Korrekturen Apr 16, 2020

Laura311 wrote:

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben ausführlich auf meine Fragen zu antworten! Ihre Antwort hilft mir wirklich sehr weiter und bestätigt mich in meiner bisherigen Annahme vom Marktpreis.
Was für mich fast am schwierigsten ist, ist zu beurteilen, was eine Korrektur kosten würde. Denn das hängt ja denk ich auch sehr stark davon ab, wie gut der Text ist, ob es nur kleine Fehler sind, die man korrigieren muss oder ob der ganze Text nocheinmal von neu geschrieben werden muss... Könnten Sie mir hierzu noch etwas sagen?

Vielen Dank,
Laura


Hallo Laura,

ich erlaube mir (und dir :) ), beim kollegialen Du zu bleiben. Beim "Korrekturlesen" muss man genau darauf achten, welche Aufgabe eigentlich gemeint ist. Definitionsgemäß bedeutet es, einen Text in der Zielsprache zu korrigieren. Aber bei den Agenturen begegnet man auch der Auffassung, dass "proofreading" auch die Betrachtung des Originaltextes und die Korrektur von Übersetzungsfehlern umfasst (was eigentlich als "Revision" bezeichnet werden sollte). Kläre also ggf. die genaue Aufgabenstellung. Und rechne es, um auf Nummer Sicher zu gehen, nach Stundenaufwand ab.

Zur Antwort der Wittes: ich weise noch einmal darauf hin, dass ich meinen Eindruck vom Markt wiedergegeben habe. Für andere Übersetzer, auch für dich, kann und wird sich der Markt anders darstellen. Wichtig ist, dass dir überhaupt klar wird, dass du dich auf einem Markt bewegst. Hier gibt es kaum feste Regeln für irgendetwas und schon gar keine festen Preise. Es kommt also auch sehr auf dein Verhandlungsgeschick an. Ich bin, wie gesagt, Quereinsteiger, habe keine Ausbildung als Sprachprofi und die Berufsverbände würden mich nicht aufnehmen. Von daher habe ich auch keinen Schimmer davon, was dort intern vorgeht oder empfohlen wird. Mit deinem Abschluss könntest du durchaus in so einen Verband eintreten und dort vielleicht ganz andere Ratschläge einholen.


 
A. & S. Witte
A. & S. Witte
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RE: Korrekturen Apr 16, 2020

Kay-Viktor Stegemann wrote:

Hallo Laura,

ich erlaube mir (und dir :) ), beim kollegialen Du zu bleiben. Beim "Korrekturlesen" muss man genau darauf achten, welche Aufgabe eigentlich gemeint ist. Definitionsgemäß bedeutet es, einen Text in der Zielsprache zu korrigieren. Aber bei den Agenturen begegnet man auch der Auffassung, dass "proofreading" auch die Betrachtung des Originaltextes und die Korrektur von Übersetzungsfehlern umfasst (was eigentlich als "Revision" bezeichnet werden sollte). Kläre also ggf. die genaue Aufgabenstellung. Und rechne es, um auf Nummer Sicher zu gehen, nach Stundenaufwand ab.



Dies sind sehr gute Ausführungen (auch mir war das schon mal aufgefallen, dass viele Agenturen mehr kostendes, weil länger dauerndes Editing bestellen möchten und es als günstigeres, weil weniger lang dauerndes Proofreading verpacken oder es begrifflich damit verwechseln). Ich stimme im Grunde genommen zu. Ein Hinweis dazu noch: da die meisten Übersetzer Editing und auch Proofreading nach Stunden, d.h. zu einem festen Stundensatz abrechnen, sagen manche (Betonung liegt hier wirklich auf manche Agenturen des professionellen Bereichs - es sind nun wirklich nicht alle Agenturen des professionellen Bereichs, die dies so handhaben) Agenturen: "Wir haben heute ein zweistündiges Korrektorat zu vergeben" (bzw. eine charmant verpackte Version dieser Aussage), um zu verhindern, dass Du eine Zeitspanne ("Es wird 3 bis 4 Stunden dauern") nennst im Angebot. Wenn Du zu dem Zeitpunkt bereits einen festen Stundensatz in deren Datenbank stehen hast, hast Du Problem. Daher kann evtl. auch eine Wortpreisspanne für eine allgemeine Zusammenarbeit eine gute Idee sein ("Mein Wortpreis liegt bei x bis x+1 bzw. 1,5 bzw. 2 bzw. 2,5 Eurocent je Wort"). Wobei das obere Ende der Spanne (wie im Beispielsatz angegeben) davon abhängt, wie gut die Übersetzer sind, mit denen die Agentur arbeitet und ob die Übersetzer der Agentur angemessene Bearbeitungsfristen erhalten, sodass sie ihre besten Ergebnisse liefern können.

[Edited at 2020-04-16 13:53 GMT]


 
Rolf Keller
Rolf Keller
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Korrekturen Apr 16, 2020

Nie eine Korrektur anbieten, wenn man nicht genau weiß, welchen Text man vorgesetzt bekommt und was der Auftraggeber als Ergebnis erwartet.

Das impliziert normalerweise, dass man den kompletten Text vorher als die zu bearbeitende Datei geliefert bekommt. Dann kann man - die nötige Erfahrung vorausgesetzt - abschätzen, wie lange man dafür braucht. (Wie man diesen Aufwand dann in Worte, Anschläge, Stunden oder was auch immer umrechnet, geht den Auftraggeber nichts an und m
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Nie eine Korrektur anbieten, wenn man nicht genau weiß, welchen Text man vorgesetzt bekommt und was der Auftraggeber als Ergebnis erwartet.

Das impliziert normalerweise, dass man den kompletten Text vorher als die zu bearbeitende Datei geliefert bekommt. Dann kann man - die nötige Erfahrung vorausgesetzt - abschätzen, wie lange man dafür braucht. (Wie man diesen Aufwand dann in Worte, Anschläge, Stunden oder was auch immer umrechnet, geht den Auftraggeber nichts an und man sollte es ihm auch nicht verraten. Man rechnet es einfach in die Einheit um, die der Kunde haben möchte).

Wegen der nötigen Erfahrung sollte man als Anfänger besser keine Korrekturaufträge annehmen, die über das Korrigieren von Orthografie und Grammatik hinausgehen. Außer, wenn man in dem betreffenden Fachgebiet und in der Textsorte extrem gute Kenntnisse hat und den Ausgangstext ggf. selbst verfassen könnte.

Speziell zum Stundenpreis: Wenn ich besonders schnell bin, soll ich dann für meine besseren Fähigkeiten bestraft werden, indem ich für den einzelnen Text per saldo weniger bekomme als ein langsamerer Kollege? Um das auszugleichen, müsste ich einen höheren Stundensatz verlangen, was den Kunden abschrecken würde. Deswegen halte ich von Stundenpreisen nichts, denn die Bandbreite zwischen langsamen und schnellen Übersetzern ist genauso riesig wie die zwischen guten und schlechten. Übersetzer sind eben keine Fliesenleger, von denen man weiß, wieviele Quadratmeter sie üblicherweise pro Stunde schaffen; Ausnahme sind ganz simple Texte, die man praktisch nur in der anderen Sprache abtippen muss; davon gibt es aber nicht viele, und sie zu übersetzen, macht auch keinen Spaß.
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